An das Antoniushaus


Zunächst möchte ich mich bei Gabriele und allen lieben Menschen im Antoniushaus bedanken, die mich gebeten haben, dies zu schreiben.

Ich möchte über einige meiner einzigartigen Erfahrungen im Erasmus+-Programm sprechen, an dem ich im Sommer 2022 teilgenommen habe. Als ich mich für dieses Programm beworben habe, dachte ich mir, dass es eine wichtige Erfahrung für mich, mein Studium und meine zukünftige berufliche Kariere sein würde.

Das Programm ist ein Austausch- und Studienprojekt der Europäischen Union, an welchem die europäischen Länder einschließlich der Türkei teilnehmen. Das bedeutete, dass ich mich in jedem europäischen Land für das Praktikumsprogramm bewerben konnte. Ich begann darüber nachzudenken, in welches Land ich gerne gehen würde und welches für mich und mein Praktukumdas beste wäre. Dieser Entscheidungsprozess war nicht einfach. 

Um Ratschläge für die Wahl des Landes zu erhalten, habe ich einen älteren Nachbarn kontaktiert, der in Salzburg lebt und für einen Sommerurlaub in die Türkei kam. Ich erzählte meiner Nachbarin, dass ich ein Pflegeheim in Felkirch wegen eines Praktikums kontaktiert habe und mich über die Stadt informieren wollte. Von ihm habe ich erfahren, dass Feldkirch eine nette kleine Stadt an der Grenze zu Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz ist, eingebettet in eine wunderschöne Region. Mein Nachbar sagte mir, dass ich mich bedenkenlos dafür entscheiden könne. Diese Empfehlungen erleichterten mich und ich beschloss, ihm zu vertrauen und mich für Feldkirch zu entscheiden.

Für mich war es mein erstes Mal im Ausland und ich wollte diese Erfahrung alleine machen. Ich war ziemlich aufgeregt. Vor dem Praktukumsbegin hatte ich einige Bedenken. Ich habe zum Beispiel darüber nachgedacht, wie ich mit Menschen zurechtkomme und auf welche Kommunikationsschwierigkeiten ich stoßen würde, da ich bislang keine Deutsch konnte. (Mangelnde Deutschkenntnisse bereiteten während des Praktikums keine Probleme, ich konnte mich mit allen irgendwie verständigen.)

Während der gesamten Praktikumsdauer wurde ich von Gabriele (Fellner, Pflegedienstleitung, Anmerkung) begleitet. Sie holte mich bei meiner Ankunft in Feldkirch vom Zug ab und begrüßte mich sehr herzlich. Als wir im Antoniushaus ankamen, stellte mich Gabriele allen vor. Ich habe jeden Mitarbeiter vom Küchenteam bis zum Reinigungsteam kennengelernt. Ich besuchte jede Etage und hatte das bald das Gefühl, jeden zu kennen.

Im Zuge des Kennenlernen des Hauses und und des Teams zeigte mir Gabriele die Kapelle. Ich hatte schon einmal eine Kirche in Istanbul gesehen, aber ich hatte noch nie eine besucht. Im Antoniushaus betrat ich zum ersten Mal eine Kapelle. Gabriele erzählte mir, dass die Kapelle für alle offen stehe und ich jederzeit hingehen und beten könne, wenn ich wolle. Ehrlich gesagt war ich von dieser Offenheit sehr beeindruckt, da ich davon ausging, dass ich als Muslimin dort nicht sehr willkommen wäre. Als Gabriele mir erzählte, dass es zwei Messen pro Woche in der Kapelle gab - eine jeweils am Sonntag um 10.00 Uhr - und ich diese gerne besuchen könne, freute ich mich

 Ich dachte, dass das schwarze Kleid, das ich mitgebracht habe, das passendste Outfit für diesen Anlass sei, da es für mich zum Ort und der Atmosphäre passte (Meine Intention hier war, wie die Schwestern etwas in Schwarztönen zu tragen). Als ich pünktlich um 10.00 Uhr in der Kapelle ankam, waren bereits die Schwestern sowie die Bewohner:innen in der Kapelle versammelt und warteten auf den Beginn der Messe. Anfangs war ich doch sehr nervös. Eine der Schwestern, welche ich am Vortag kennengelernt habe, freute sich sichtlich über mein Kommen. Sie sagte zu mir: „Dein Kleid ist so schön! Schön, schön!“, und ich war zufrieden und sagte „danke“, eines der zwei oder drei Worte, die ich damals kannte. Dann verwies mich diese Schwester an ihre Mitschwester, welche Englisch sprach, und ich bekam ihre Erlaubnis, der Messe beizuwohnen. Die Schwester stellte mich der Gemeinschaft vor und ich setzte mich an meinen Platz. Mir war bewusst, dass ich mich in einer gastfreundlichen Gemeinschaft befand.

Ich erinnere mich auch an den ersten Tag des Praktikums. Sie durfte bei einer sehr netten, sehr hilfsbereiten und verständnisvolle Krankenschwester hospitieren, welche auch Englisch sprach. Ich folgte ihr, was auch immer sie tat und wich ihr nie von ihrer Seite. Sie erklärte mich gedultig alle Handgriffe. Teilweise war , welche sie und diese Krankenschwester erklärte mir geduldig jeden Eingriff, den sie durchführte.

Von dieser Krankenschwester erfuhr ich alles über die Patienten-Krankenschwester-Beziehung und die umfassende Patientenversorgung (die Bewohner werden mit großer Geduld und Sorgfalt betreut). In der nachfolgenden Zeit konnte ich bei vielen netten und erfahrenen Krankenpfleger:innen hospitieren. Gegen Ende des Praktikums durfte ich die Pflegeverrichtungen selber durchführen. Trotz der sprachlichen Barierre war es mir möglich, alle Aufgaben richtig und zufriedenstellend umzusetzen.

Für mich besonders auffallend war die Höflichkeit der Menschen. Die Dankeskultur hat mich wirklich beeindruckt. Sie haben nie gezögert, sich zu bedanken und selbst nach dem kleinsten Detail zu fragen. Diese Verhalten habe ich sehr geschätzt. Ebensonsten war ich sehr überrascht, wie hochstehend die Kommunikation war. Soweit ich beobachtet und verstanden habe, gab es kein Kommunikationsproblem zwischen den Menschen. Alle konnten problemlos miteinander kommunizieren und man ging im Allgemeinen sehr respektvoll miteinander um. Mir ist auch aufgefallen, dass die jungen Menschen hierzulande recht reif sind. In diesem Zusammenhang muss unbedingt erwähnt werden, wie wichtig das Konzept der Wirtschaftsethik ist. Jede:r sehr bemüht, die Vorgaben genau umzusetzen. Ich werde mir mein Leben lang an dieser Diszipliniertheit ein Beispiel nehmen.

Die Stadt war sehr schön und friedlich. Ich wollte überallhin reisen und alles in Vorarlberg sehen. Während meines Praktikums bin ich viel herumgekommen, habe viele nette Menschen kennengelernt, einer wertvoller als der andere, und habe mich mit ihnen angefreundet. Für all das bin ich dankbar.

Ich wollte das Praktikum um einen weiteren Monat verlängern, da ich diesen Ort und die Tage, die ich dort verbrachte, liebte. Jedoch erfuhr ich, dass die Universität eine Verlängerung nicht akzeptieren konnte. Daher freue ich mich darauf, im Sommer 2023 wieder ins Antoniushaus zu gehen.

Vielen Dank, Antoniushaus, für alles!

Herzliche Grüße Emine Karahan

To Antoniushaus

 
First of all, I would like to thank Gabriele and all the lovely ones working at Antoniushaus who asked me to write this.

I would like to talk about some of my unique experiences in the Erasmus+ program in which I participated in the summer of 2022. When applying for this program, I imagined that it would be an important experience for a university student's future career.

The program is a European Union exchange and study project that covers European countries including Turkey. That meant that I could apply for the internship program in any European country. I started to think about which country I would choose, and which would be better for me. The process was not easy, I had to think hard and make the right decision.

For advice on which country to choose, I consulted an elderly neighbor who lives in Salzburg, Austria, and comes to Turkey for a summer vacation. I told my neighbor that I contacted a nursing home in Felkirch for an internship and wanted to get some advice on how the city is. I learned from him that Feldkirch is a sweet little town bordering Germany, Liechtenstein and Switzerland, a region rich in natural beauty. My neighbor told me that I could choose it without hesitation. I was relieved by these recommendations, and I decided to trust him and choose Feldkirch.

It was my first time abroad, and I was going to do it alone. I was pretty excited. During this process, I had some concerns. For example, I was thinking about how I would get along with people as I did not speak German, what difficulties I would encounter in terms of communication. (Not knowing German did not cause any problems during the internship, I was able to communicate with everyone in some way.)

I was in contact with Gabriele during this whole process, and she was at the station greeting me when I got off the train. Gabriele was very warm to me from the very first moment. When we arrived at Antoniushaus, Gabriele introduced me to everyone in the institution. I met every employee from the kitchen team to the cleaning team. I visited every floor and felt as if I knew everyone.

As I toured and met the staff, Gabriele showed me the Chapel as well as the other places. I had seen a Church in Istanbul before, but I had never visited it. It was my first time physically visiting a Chapel. That's where Gabriele told me that the Chapel was open to everyone, that I could go and pray whenever I wanted. Frankly, I was very impressed because I thought that visiting this place by me, a Muslim, would not be very welcome. On the contrary, it was not the case at all; when Gabriele told me that there were two rituals a week in the Chapel, one of which was on Sunday, and that I could attend, I prepared to go to the ritual in the Chapel at 10 am, thinking why not. I thought that the black dress I brought with me was the most appropriate outfit for that occasion in terms of being compatible with the place and atmosphere. (My purpose here was to wear something in shades of black, like the nuns.) It was exactly 10 o'clock when I arrived at the Chapel. The nuns and residents were ready and waiting for the ritual to begin. I was very nervous at first because I felt that I was a different profile for that atmosphere. Then I went inside without thinking too much. One of the nuns I had met the day before was both surprised and happy to see me, and I understood this when I looked into her eyes. Then she told me “Dein Kleid ist so schön! schön, schön!”, and I was content and said “danke”, which was one of the two or three words I knew at the time. I was so happy with it. Then this nun directed me to the nun who speaks English, and I got her permission to attend the ritual. The nun introduced me to the crowd, and I took my seat. These behaviors were quite sudden and unplanned, which is what made me happy. I was aware that I was in a hospitable community.

I also remember the first day of the internship. They paired me with a very sweet, very helpful and understanding nurse who speaks English. I followed whatever she was doing, I never left her side, and this nurse patiently explained to me every procedure she did. So sometimes I felt like I was a burden to her.

From this nurse, I learned all about the patient-nurse relationship and comprehensive patient care (residents were cared for with patience and great care). In the following periods, I continued my internship by being matched with very sweet and experienced nurses who also spoke English. In the last days of my internship, I was able to do these things on my own and this made me very happy. Even though I didn't know German, I was used to the procedures, and I was able to act alone.

One of the important details that I clearly noticed was how polite people are. The thank-you- culture really impressed me. They never hesitated to thank and ask even for the smallest detail; it was a very nice and polite behavior that I appreciated. Apart from that, I was very surprised at how high quality the communication was. As far as I observed and understood, there was no communication problem between people. Everyone was able to communicate comfortably with each other and people were generally very respectful towards each other. I also noticed that young people in this country are quite mature. It could be understood from their behavior that the young people did not have childish behaviors and that they were mature individuals. In this context, it is impossible not to mention how important the concept of business ethics is. Everyone works very hard under order and discipline, and I will take this as an example throughout my life.

The town was very beautiful and peaceful. I wanted to travel everywhere I could go and see everything in Vorarlberg. During my internship, I traveled a lot, met many beautiful people, each more valuable than the other, and became friends with them. I am grateful for all this.

I wanted to extend the internship for one more month, as I loved this place and the days I spent there, and wanted to extend my time there, but I learned that the University could not accept an extension. Therefore, I am looking forward to going to Antoniushaus again in the summer of 2023.

Thank you very much, Antoniushaus, for everything,
Warm regards
Emine Karahan